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Kirchgemeinde auf moderne Weise neuorganisieren

Wenn vier Kirchgemeinden fusionieren, birgt dies Potenzial für Konflikte und Unsicherheiten. Gut beraten ist, wer sich beraten lässt: Die Erfolgsgeschichte des Kirchgemeinde-Fusionsprojekts Appenzeller Hinterland.



Kirchgemeinden – evangelisch wie katholisch – sehen sich mit Herausforderungen konfrontiert. Viele kämpfen mit schrumpfender Partizipation und Austritten, was sich auch auf die finanziellen Ressourcen der Gemeinden auswirkt. Dazu ist der Fachkräftemangel inzwischen mitten in den Schweizer Kirchgemeinden angekommen. Manche Stelle für eine Pfarrperson oder eine diakonische Mitarbeitende bleibt z.T. mehr als ein Jahr unbesetzt. Aufgaben müssen neu verteilt, die Freiwilligenarbeit im Milizsystem besser organisiert werden. Oft führt deshalb kein Weg an einer engeren Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden oder gar an einer Fusion vorbei.



Ein vielschichtiger Prozess getragen von Arbeitsgruppen

Auch die evangelischen Kirchgemeinden Herisau, Schönengrund, Schwellbrunn und Waldstatt machten sich entsprechende Gedanken. 2018 vereinbarten die Kirchenvorsteherschaften, unter dem Projektnamen «Kirchenpark Appenzeller Hinterland» sämtliche Zusammenarbeitsmöglichkeiten zu prüfen. Alle vier Kirchgemeinden erteilten ihren Vorsteherschaften schliesslich das Mandat, Verhandlungen mit den anderen Kirchgemeinden aufzunehmen. Seit dem Entscheid zum Zusammenschlussprozess arbeiteten Arbeitsgruppen mit Mitgliedern aus allen Kirchgemeinden an den Vorbereitungen zur Fusion, die am 25. September 2022 von den Stimmberechtigten für den 1. Januar 2023 mit deutlicher Mehrheit bewilligt worden ist.



Fachwissen aus geistlicher und weltlicher Leitung

Seit 2019 begleitet Sinnesis das Kirchgemeinde-Fusionsprojekt in einem umfangreichen Prozess. Durch die langjährige Erfahrung mit kirchlichen Entwicklungsprozessen konnte Sinnesis mit ihren Beratern ein enormes Fachwissen einbringen, sowohl was die geistliche als auch die weltliche Leitung von Kirchgemeinden angeht. Gleichzeitig verfügt Sinnesis über das nötige organisationale und methodische Wissen, um solche Veränderungsprozesse von öffentlichen Organisationen mit Milizstrukturen zu begleiten.


Zusammenschlüsse von Abteilungen und ganzen Organisationen bis hin zu Kirchgemeinden sind heikle Prozesse. Die Gefahr besteht, dass sich die einzelnen Gemeinden durch die anvisierte Fusion benachteiligt fühlen. Grosse Gemeinden könnten denken, dass sich die kleinen von ihnen «retten lassen» möchten. Die Kleinen wiederum könnten der Ansicht sein, dass sie von den grossen Gemeinden «geschluckt» werden könnten, um damit die eigenen strukturellen Probleme zu lösen. Solche Befürchtungen gilt es aus der Welt zu schaffen. Im Appenzeller Hinterland konnte Sinnesis zeigen, dass alle voneinander profitieren – finanziell, personell oder durch das Einbringen kirchlicher Infrastruktur. Der Gewinn ist eine modern und frisch aufgestellte Kirchgemeinde, die nah an den Menschen und ihren Bedürfnissen ist. Alle Beteiligten waren gefordert, Eigeninteressen in den Hintergrund zu stellen und ein Verantwortungsbewusstsein für das grössere Ganze der Menschen in der Region zu entwickeln.



Ein lustvolles Aufeinanderzugehen

Um möglichst bald einen deutlichen Eindruck zu erzielen, dass sich für alle vier Kirchgemeinden ein Zusammenschluss lohnt, setzte Sinnesis neben den strukturellen und organisatorischen Vorbereitungen auch auf einen inhaltlichen Prozess. Am Anfang stand das offene Aufeinanderzugehen, im Gemeindeleben miteinander etwas zu unternehmen und für die Bevölkerung Angebote zu schaffen im Vordergrund – und zwar dort, wo die Beteiligten Spass haben und einen schnellen Erfolg in der Zusammenarbeit erwarten. Das war gleichsam als lustvoller Prozess angelegt und erlaubte, schon vor dem Zusammengehen an einer gemeinsamen Identität zu arbeiten und positive Erfahrungen zu sammeln. Gemeinsame Arbeitsfelder waren etwa besondere Gottesdienste, die Zusammenarbeit auf dem Weg zur Konfirmation oder die gemeinsame Öffentlichkeitskampagne mit einem Catering-Anhänger, der viele Bewegungsmöglichkeiten geschaffen hat. Dabei war das Kalkül von Sinnesis und der führenden Steuerungsgruppe: selbst wenn die Fusion an der Urne gescheitert wäre, hätten alle davon profitiert; denn die guten Beziehungen und die Grundlage für eine engere Zusammenarbeit wären trotzdem ein Erfolg gewesen.


Fusionen sind keine Sparmassnahme, aber richtig organisiert ein wirksames Mittel gegen die zunehmende Schwierigkeit von Kirche am Puls der Bevölkerung zu bleiben. Das grössere Ganze erlaubt ein differenziertes Angebot, weil man die Zielgruppen und deren Bedürfnisse besser bedienen kann. Gut organisiert unterstützen die neuen Strukturen Mitarbeitende und Freiwillige lokal und ganz konkret zum Gemeindeleben beizutragen.



Offen sein für gemeinsame Kultur

Ein Zusammenschluss bedeutet einen Wachstumsprozess zu durchlaufen, der aufeinander zu und ineinander hinein verläuft und aus dem eine gemeinsame Kultur und eine gemeinsame Haltung erwächst. Die grösste Herausforderung ist jeweils, eine Vertrauensgrundlage zu schaffen, die das Aufeinanderzugehen erst ermöglicht. Im Appenzeller Hinterland ist das gelungen: bei den Vorsteherschaften, aber auch bei den Mitarbeitenden und Freiwilligen. Anspruchsvoll ist, in der grösseren Organisation neue Leitungsstrukturen zu erarbeiteten, hinter denen alle stehen können. Sie soll Behördenmitgliedern, Freiwilligen und Angestellten genügend Klarheit und Orientierung, zugleich auch genügend Freiraum zum Gestalten und Entwickeln bieten.



Thema wichtiger als der Berufsstand

Nach der genehmigten Fusion erhält die zukünftige Kirchgemeinde Appenzeller Hinterland eine der modernsten Organisationen von Kirchgemeinden in der Schweiz. Gewählte Führungskräfte und Angestellte begegnen sich in alter reformierter Tradition der gemeinsamen Gemeindeleitung auf Augenhöhe, ganz modern wird es eine agile Struktur mit hoher Selbstführungskompetenz geben. Die Mitarbeitenden mit ihren Aufgaben sind in thematischen Fachgruppen organisiert. Die Rollendefinition findet über die Aufgaben und das Thema statt und nicht über den Berufsstand. Dabei gibt es kein Einerlei, sondern jede und jeder trägt mit ihrem persönlichen Erfahrungsschatz und seinem konkreten Berufsprofil zum Gelingen der modernen Kirchgemeinde bei.



Nach der gewonnenen Abstimmung ist der Prozess aber nicht abgeschlossen. Jetzt geht es darum, die beschlossene Fusion umzusetzen und zu leben. Sinnesis freut sich, dass sie diesen Prozess weiter begleiten darf.


Weitere Informationen: https://www.kirchenpark.ch/


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